Wie man Truthahnreste bestattet
Am verwichenen Donnerstag feierte man in den USA und Kanada das Erntedankfest Thanksgiving, eines der wichtigsten Familienfeste im Jahr. Im Wesentlichen geht´s dabei natürlich ums Essen.
Der Tisch muss sich biegen unter Schüsseln mit gebratenem bzw. gefülltem Truthahn, Bratensauce, Cranberry-Sauce, Süßkartoffeln oder Kartoffelpüree, verschiedenen Gemüsen und Kukuruz sowie Apfel- und Kürbiskuchen.
Was aber in den darauffolgenden Tagen tun mit den ganzen Resten? Auch darüber hat man sich in den USA Gedanken gemacht – genauer gesagt der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald, weltberühmt für seinen Roman Der Große Gatsby aus dem Jahr 1925.
Er scheint unzählige Hefte mit Gedanken, Beobachtungen, Anekdoten und Überlegungen gefüllt zu haben – unter anderem mit Notizen und Anleitungen dazu, wie man die vielen übrig gebliebenen Truthahnreste in der Küche verwerten kann.
„Daher scheint mir dies der richtige Zeitpunkt, in meiner Funktion als alter Gourmet die Restebesitzer von meiner Erfahrung profitieren zu lassen, wie das überflüssige Material verwendet werden kann.“
Truthahnreste und viele seltene Rezepte, um sie zu bestatten
Aus den insgesamt 13 Rezepten, die Fitzgerald zusammengetragen hat, habe ich die sechs leckersten bzw. interessantesten ausgewählt. Viel Vergnügen!
Truthahn à la Crême: Die Crême einen Tag früher vorbereiten. Den Truthahn damit übergießen und sechs Tage lang im Gebläseofen rösten. In Fliegenpapier einwickeln und servieren.
Truthahn-Cocktail: zu einem großen Truthahn eine Gallone Wermut und eine Ballonflasche Angosturabitter hinzugeben. Schütteln.
Truthahn mit Whiskeysoße: Dieses Rezept ist für vier Personen. Eine Gallone Whiskey besorgen und einige Stunden reifen lassen. Dann jedem Gast ein Viertel servieren. Am nächsten Tag den Truthahn hinzufügen, Stück für Stück. Dabei beständig rühren und mit Flüssigkeit übergießen.
Truthahn mongolische Art: Drei Stummel Salami und ein Truthahngerippe, von dem die Federn und die Innereien entfernt wurden, auf einen Tisch legen und einen Mongolen aus der Nachbarschaft anrufen, der erklären kann, wie es nun weitergeht.
Truthahn und Wasser: Man nehme einen Truthahn und einen Topf mit Wasser. Letzteres zum Kochen bringen und dann in den Kühlschrank stellen. Gelieren lassen und den Truthahn darin versenken. Essen. Bei der Zubereitung dieses Rezepts sollte man möglichst ein paar Schinkensandwiches zur Hand haben, falls etwas schiefgeht.
Für Hochzeiten oder Beerdigungen: Ein Großdutzend kleiner weißer Schachteln besorgen, wie man sie für Hochzeitstorten hernimmt. Den Truthahn in kleine Würfel schneiden, rösten, füllen, töten, kochen, backen und köcheln lassen. Nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen. Jede Schachtel mit Brühe füllen und griffbereit stapeln. Die Schachteln werden dann mit weißen Bändern verschnürt und in den Handtaschen der Damen oder den Seitentaschen der Herren platziert.
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Weitere Leckereien wären beispielweise noch Truthahn-Mousse, Truthahnhack oder Gefiederter Truthahn – aber ich denke es reicht, oder?
Francis Scott Fitzgerald wusste natürlich genau, was er da angestellt hat mit seinen Rezepten: „Nicht eins davon wurde probiert und für gut befunden – Grabsteine in ganz Amerika zeugen von diesem Umstand.“ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
ArtFood: Essen mit Kunst.
PS: Mir scheint ja, dass er sich dabei auch über die Sprache in Kochanleitungen einigermaßen lustig gemacht hat, aber das ist nur so ein Gedanke nebenbei.
PPS: Mein Lieblingsrezept ist das mit dem Mongolen – über so etwas kann ich mich schief lachen :-))
Infos & Quellen
*Die Rezepte sind folgendem wunderbaren Buch entnommen: Shaun Usher (Hg.): LISTS of NOTE. Aufzeichnungen, die die Welt bedeuten; Heyne Verlag München 2015; S.274, übersetzt von Zoë Beck.
Bilder:
*Titelbild: Jill Wellington, Pixabay.
*Braten: Julie Rothe, Pixabay.
*Kürbiskuchen: Дарья Яковлева, Pixabay.
*Truthahnbraten: PublicDomainPictures, Pixabay.
*Cocktail: Catalin Stefan, Pixabay.
*Mongolei: jacqueline macou, Pixabay.
*Sandwich: LuckyLife11, Pixabay.
*Truthahnbraten: Dmytro, Pixabay.
*Entenbraten: Rita-👩🍳 und 📷 mit ❤, Pixabay.
*Gedeckter Tisch (Titelbild): Jill Wellington, Pixabay.
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