Warum weinte Herr Rossini?

Ich gebe es gleich zu: ich kenne mich mit Opernmusik wirklich beinahezu fast gar nicht aus. Aber diesmal muss der alte Rossini herhalten, genauer gesagt der italienische Komponist Gioachino Antonio Rossini, 1792 in Pesaro in Italien das Licht der Welt erblickt, verblichen 1868 in Paris.

Rossini: Der Barbier von Sevilla

Er zählt, so sagt man mir, zu den bedeutendsten Opernkomponisten, verfasste neben großen Opern auch Hymnen, Geistliche Musik, Kantaten und „Ziergesang“ (was immer das genau ist) – und er hatte das Glück, bereits zu Lebzeiten ein gefeierter Star zu sein: „In den Zehner-, Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts befand sich halb Europa im Taumel vor den Klängen des Italieners – in Paris nicht anders als in London oder Wien.“

Herr Rossini wurde zu Lebzeiten aber nicht nur als musikalisches Genie gefeiert, sondern er war auch als leidenschaftlicher Esser und Genießer bekannt – sonst hätte er schwerlich seinen Weg hierher zu ArtFood gefunden. Er scheint auch depressiv und kränklich gewesen zu sein, aber das soll uns hier nicht weiter Sorge bereiten.

 Warum weinte Herr Rossini?
„Ich gebe zu, dreimal in meinem Leben geweint zu haben: als meine erste Oper durchfiel, als ich Paganini die Violine spielen hörte und als bei einem Bootspicknick ein getrüffelter Truthahn über Bord fiel.“, so wird er zitiert. Was man hier ablesen kann, ist der Stellenwert, den Essen für ihn als Vollblutmusiker hatte. Seine zweite Frau schrieb in einem Brief an einen Freund: „Der Maestro und ich, wir leben, um zu essen, und diese Aufgabe erfüllen wir gewissenhaft.“

Das ging schließlich so weit, dass er vor seinem 40. Geburtstag die Arbeit an und mit der Musik beinahe zur Gänze sein ließ – Geld hatte er angeblich bereits genug verdient – und die zweite Hälfte seines Lebens in Paris verbrachte, wo er sich seiner Leidenschaft für das gute Essen widmete. Und so werden ihm zahlreiche Zitate zum Thema Essen zugeschrieben. Hier ein paar Beispiele, die zeigen, wie innig für ihn die Verbindung zwischen seinen liebsten Beschäftigungen war, der Musik und dem Essen:

“Essen und Lieben, Singen und Verdauen, das sind im wahrsten Sinne des Wortes die vier Akte der Opera buffa, die man gemeinhin das Leben nennt – und das vergeht wie der Schaum einer Champagnerflasche. Wer es dahinschwinden läßt, ohne es genossen zu haben, ist ein Erznarr.“

„Was die Liebe für die Seele ist, das ist der Appetit für den Leib. Der Magen ist der Kapellmeister, der das große Orchester unserer Leidenschaften dirigiert. Essen, Lieben, Singen, Verdauen sind die vier Akte der komischen Oper, die Leben heißt.“

„Falsche Gewürze tun ebenso weh wie falsche Töne.“

„Die Trüffel ist fürwahr der Mozart der Pilze. Zumal den „Don Juan“ kann ich nur mit der Trüffel vergleichen; beide haben das eine gemeinsam: Je öfter man sie genießt, desto größere Reize entdeckt man.“

Rossinis Leidenschaft dem Essen gegenüber wurde zur Inspiration für Köche. Wenn man „Tournedos Rossini“ bestellt, bekommt man Rindsfilet mit Gänsestopfleber und schwarzen Trüffeln. Oder, in einer rustikalen Variante, Bratwurst mit Gänsestopfleber.

Was mit Mayo … und Erdbeeren!
Eine andere Möglichkeit ist die „Pizza Rossini“, erfunden in seiner Heimatstadt Pesaro: eine Pizza Margherita, verfeinert mit hart gekochten Eiern und Mayonnaise verfeinert. Um den Rossini-Rezepten ja kein Ende zu setzen, wird in Pesaro unermüdlich weitergearbeitet: es gibt Snacks wie „Piadina Rossini“ oder speziell gefüllte Cannelloni, auch „Maccheroni alla Rossini“ sind im Angebot und „Sweet Rossini“ wurde ebenfalls erfunden. Soweit ich es herausgefunden habe, handelt es sich dabei um eine Art Kuchen mit Mandarinen, Vanille, Kardamom, Kaffee und Mandeln. Und wenn man dann noch Prosecco mit Erdbeerpüree mischt: ecco, der Rossini-Cocktail.Und in der Casa Rossini wird eine sogenannte „Degustazione audioguidata Rossini Gourmet“, also eine „degustazione teatralizzata” angeboten. Während eines mehrgängigen Dinners, das den Feinschmecker Rossini feiert, trägt jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin bei Tisch Kopfhörer – man genießt das Essen, hört Geschichten aus dem Leben des Komponisten, lauscht seiner Musik – und muss sich in all der Zeit mit keinem der anderen Anwesenden unterhalten. 🙂


Infos & Quellen
*Kulinarische Infos zu Rossini, z.B.: Rossinigesellschaft, Museum Pesaro,  Rossini Gourmet, Italian Gourmet.

Bilder:
*Barbier von Sevilla: Pixabay.
*Rossini Fotografie von Étienne Carjat: Wikipedia.
*Tournedos Rossini: Wikimedia.
*Pizza Rossini: Silvio Cicchi.
*Rossini cocktail: Prosecco.wine.

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