Von Bienchen und Blümchen oder wie Melissa bei Zeus an einem Wettbewerb teilnahm

Abgesehen von den Bienchen und Blümchen – wie war das mit dem Honig genau?


Also, das Ganze hat sich folgendermaßen zugetragen: Anlässlich der Doppelhochzeit von Zeus mit Hera, die gleichzeitig seine Schwester ist, bzw. von deren Sohn Hephaistos mit Aphrodite, meerschaumgeboren aus den abgeschnittenen Geschlechtsteilen von Uranos… aber das sind ja gänzlich andere Geschichten… – also, anlässlich dieser Doppelhochzeit ließ Zeus einen kulinarischen Wettbewerb ausrichten.
 
Und alle kamen in und um den Tempel zusammen, um bei dem Spektakel zuzusehen: die Nymphen der Bäume, der Flüsse und Ozeane, die Hesperiden, der Westwind Zephyr und auch die anderen Winde, die Horen als Göttinnen der Jahreszeiten, Satyre und Faune, die Drei Grazien und viele mehr. Denn Zeus hatte einen gewaltigen Gewinn versprochen: wer die beste und originellste Hochzeitsspeise herstellte, hatte bei ihm einen Wunsch frei.


Folgendes hat sich zugetragen: „Die niederen Unsterblichen und Tiere drehten bei dieser Chance, sich hervorzutun, fast durch. Es gab Kuchen, Brötchen, Plätzchen, Suppen, Terrinen von der Aalhaut, Porridge aus Moos und Mulch. Alles Saure, Süße, Salzige, Bitter und Pikante wurde dem König und der Königin der Götter auf kleinen Beistelltischchen zur Begutachtung vorgelegt.

Als der offizielle Teil erledigt war, wollte man den Gewinner des kulinarischen Wettbewerbs küren. Zeus und Hera schlenderten umher, stupsten, stippten, nippten, rochen, probierten und leckten sich durch die eingereichten Speisen … Als Zeus bei einem Wackelpudding aus Hibiskus, Käfer und Walnuss der Köchin, einem jungen Fischreiher namens Margaret, zunickte, ließ diese einen kurzen Schrei hören und fiel vor Aufregung in Ohnmacht.


Aber sie war nicht die Gewinnerin. Der erste Preis ging an den scheinbar bescheidenen Beitrag einer scheuen kleinen Kreatur namens MELISSA. Sie brachte den Göttern eine sehr kleine Amphore dar, die fast bis zum Rand mit einem zähflüssigen, bernsteinfarbenen Sirup gefüllt war. Etwas Neues. Kremig, ohne klebrig zu sein, dickflüssig, aber nicht zäh, süß, aber nicht überzuckert und mit einem Geruch, der alle Sinne betörte.


Melissas Name dafür war „Honig“. Als Hera einen Löffel davon aß, kam es ihr vor, als tanze und summe der Geruch lieblichster Wiesenblumen und Bergkräuter durch ihren Mund. Zeus leckte den Löffel ab und hmm-te mit größtem Genuss. Ehefrau und Ehemann schauten sich an und nickten. Keine weitere Jurysitzung erforderlich.“


Ob es sich so zugetragen hat? Keine Ahnung, ich war nicht dabei – aber Stephen Fry schreibt in seinem Buch Mythos. Was uns die Götter heute sagen so lebensnah, heutig und humorvoll über diese und viele andere Begebenheiten in der Welt der griechischen Götter als wäre er dabei gewesen. Wonderful! Gorgeous!

PS: Der Name Melissa stammt tatsächlich aus dem Griechischen und bedeutet „Biene“ (erzählt uns Wikipedia).


Infos & Quellen
*Das Zitat zur Geschichte von Melissa ist entnommen aus: Stephen Fry: Mythos. Was uns die Götter heute sagen; aus dem Englischen von Matthias Frings; Aufbau Verlag 2018.
*Für alle an der griechischen Mythologie ganz genau Interessierten: Theoi Project, a site exploring Greek mythology and the gods in classical literature and art.

Bilder:
*Imagebild Biene: Pixabay.
*Zeus & Athene: Pixaybay.
*Tempel: TravelCoffeeBook auf Pixabay.
*Amphore: Hans Braxmeier auf Pixabay
*Löffel & Honig: Florian Kurz auf Pixabay.
*Honig im Glas: Pexels auf Pixabay.

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