Ich gestehe …
… ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Tasse Kaffee getrunken! Auch kein Häferl. 🙂 Daran gerochen, ja – davon mit einem kleinen Mokkalöffel gekostet, ja – aber das wars dann auch schon. Denn Kaffee schmeckt einfach … grauenvoll, sorry!
Ich bin also ein Tee-Junkie. Und damit meine ich vor allem richtigen Tee – also jenes Getränk, das aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis) gewonnen wird. Die deutsche Sprache ist hier etwas salopp, hier wird alles als „Tee“ bezeichnet, was mit heißem Wasser aufgebrüht wird. Im Englischen beispielsweise wird präziser unterschieden: tea bezeichnet das Getränk aus den Teeblättern. Heiße Aufgüsse aus Kräutern, Beeren, getrockneten Blüten u.ä. werden hingegen als herbal infusion bezeichnet.
Im alten China
Insbesondere China hat eine sehr lange Tradition in Anbau und Verarbeitung von Tee. Und Tee ist dort auch kulturell sehr tief verwurzelt. Es existiert eine Unzahl an Schriften und sogar Gedichten zu allen möglichen Aspekten rund um Tee: vom Anbau und dem richtigen Erntezeitpunkt, den Gerätschaften zum Pflücken, den unterschiedlichen Arten der Herstellung, wie und wann er zu konsumieren ist, welche Gefäße zu verwenden sind, über seine gesundheitlichen Wirkungen, seine Verwendung in Zeremonien und vieles mehr. Er gilt zudem traditionell als eine der Sieben Notwendigkeiten für den Tagesbeginn, zusammen mit Feuerholz, Reis, Öl, Salz, Sojasauce und Essig.
Wo viel Zeit ins Land zieht, entstehen Mythen. Einer der populärsten erzählt uns von der Entdeckung des Tees: Shénnóng, ein Clan-Oberhaupt im Südwesten des prähistorischen China, machte sich ca. im Jahr 2737 vor unserer Zeitrechnung (man beachte die präzise Zeitangabe!) auf die Suche nach Heilmitteln gegen die Pest und andere Krankheiten.
Mutig kostete er sich durch zahllose Kräuter und Pflanzen – und entdeckte dabei zufällig den Teestrauch. Und so wurde Tee im alten China ursprünglich gekaut und zur Entgiftung verwendet.
Shénnóng Tasting Herbs
Chinesischer Tee wird aufgrund seiner Verarbeitung in Kategorien eingeteilt. Je nach Art bzw. Ausmaß von Trocknung und Oxidation unterscheidet man folgende sechs Sorten: Weißer, Gelber und Grüner Tee, Oolong, Roter Tee (der unserem Schwarztee entspricht) sowie der in unterschiedlichen Formen gepresste und getrocknete Pu-Erh Tee (der in China als Schwarztee bezeichnet wird). Sie alle werden aus den Blättern bzw. Blattknospen der Teepflanze gemacht.
Darüber hinaus können die Teeblätter über speziellem Holz getrocknet werden, um eine rauchige Geschmacksnote zu erhalten. Grüntee wird gerne mit zarten Jasminblüten aromatisiert, Roter Tee dagegen mit duftenden Rosenknospen.
Tee-Blüten
Eine der schönsten Zubereitungsarten, der Flowering Tea, geht so: getrockneter Grüntee wird in Form einer Kugel oder Muschel gefaltet, in der Mitte ist eine Blüte eingebettet. Sobald heißes Wasser darüber gegossen wird, entrollen sich die Teeblätter langsam. Die eingeschlossene Blumenknospe entfaltet sich und breitet sich im Teeglas aus. Dazu werden beispielsweise eine Duftblüte (Osmanthus) oder Blüten von Jasmin, Chrysanthemen oder Hibiskus verwendet. So schön anzusehen!
In diesem Video Blooming Tea Flowering Teas schön zu beobachten. (YouTube, 1m20s)
Meine Tee-Gewohnheiten
Am Morgen brauche ich Schwarztee, gerne eine kräftige English Breakfast Mischung oder einen starken Assam, jedenfalls mit Milch und Kokosblütenzucker – das ist mein Frühstück. Zum Essen, auch wenn es intensiv gewürzt ist, passt oft ein zarter Jasmin Tee. Besonders an heißen Nachmittagen ist Weißer oder Grüner Tee wunderbar erfrischend und kühlend (ja, auch wenn er warm getrunken wird). Bei Gusto nach etwas Süßem, nach Wärmendem oder Tröstendem geht nichts über einen indischen Chai. Und in die Geschmackswelt von Pu-Erh Tee bin ich noch gar nicht richtig eingetaucht. Dabei ist es ja nicht so, dass ich das alles aus ein und demselben Häferl trinken müsste …;-)
Und wusstet ihr …
dass im alten China Tee-Wettkämpfe sehr beliebt waren? Dass das weltweit erste Buch, das nur dem Tee gewidmet war, im 8. Jahrhundert in China entstanden ist? Dass Tee in etlichen Gedichten gelobpreist wurde? Dass in Ostfriesland eine eigene Teekultur entstanden ist, die ich im kommenden Juli hoffentlich näher kennen lernen werde? Und erst Japan mit seiner rituellen Zeremonie, dem Teeweg (chadō)! Es gibt also noch echt viel zu berichten.
Infos & Quellen
*Zum Thema Tee existieren unzählige Informationen im Web. Für den Anfang mal hier beginnen und sich durch klicken: Wikipedia.
Bilder:
*Tea cup: Alice Schmatzberger.
*Welken von Teeblättern: Bild von Free-Photos auf Pixabay.
*Palatial Pleasure (detail): The Art of Tea in China; Foreign Languages Press Beijing.
*Shennong Tasting Herbs: The Art of Tea in China; Foreign Languages Press Beijing. Wikimedia Li Ung Bing / Public domain.
*Bildergalerie: Yunnan Sourcing. Alice Schmatzberger.
*Flowering Tea: Bild von Pexels auf Pixabay.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.