Dem Manet sein Spargel
Eine Spargel-Anekdote aus dem 19. Jahrhundert: Charles Ephrussi – Spross einer weit verzweigten europäischen Familie, von der ein Teil in Wien ansässig war – betätigte sich damals in Paris als Bankier, Kunsthistoriker, Herausgeber einer Kunstzeitschrift, Sammler und Mäzen. Unter anderem besuchte er regelmäßig den Maler Édouard Manet in seinem Atelier – und kaufte von ihm ein kleines Stillleben, das Gemälde Spargelbund. Der vereinbarte Preis betrug 800 Francs.
Als Mäzen ließ sich Charles Ephrussi jedoch nicht lumpen und überwies letztlich eine Summe von 1000 Francs an den Künstler. Édouard Manet bedankte sich elegant auf seine Weise: er malte das Bild einer einzelnen Spargelstange, signierte es mit einem schlichten „M“ und schickte es als eine Art Dankeskarte mit den Worten: „Einer hat gefehlt aus dem Bund.“
Diese beiden Bilder entstanden also kurz hintereinander. Sie unterscheiden sich jedoch deutlich voneinander in der Darstellung des Spargels, sind aber beide meisterhaft in der Wiedergabe der unterschiedlichen zarten Farbnuancen des Spargels. Insbesondere der Spargelbund beeinflusste rasch andere Künstler. Unter anderem Marcel Proust, in dessen Romanwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit unter anderem über dieses Spargelbild diskutiert wird – und zwar hier: Dem Manet und dem Proust sein Spargel. Über diesen Roman wird natürlich hier auch noch zu sprechen bzw. zu schreiben sein, ihr wisst schon, die unvermeidlichen Madeleines… aber dazu ein andermal – nämlich hier: Die Unvermeidlichen.
Infos & Quellen
*Zur weit verzweigten Familie der Ephrussis findet derzeit eine Ausstellung im Jüdischen Museum Wien statt: Die Ephrussis – Eine Zeitreise. Bis 13.4.2020. In dieser Ausstellung sind auch Reproduktionen der hier erwähnten Spargelbilder zu sehen.
Bilder:
*Imagebild weißer Spargel: Couleur auf Pixabay.
*Édouard Manet: Spargelbund, 1880. Meisterdrucke.
*Édouard Manet (1832-1883): Spargel, 1880. artsandculture google. Musée d´Orsay.
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